Okras Werkstatt

Bandsawbox „Vase“ aus Walnussholz

Vor zwei Wochen schon ist dieses Stück entstanden, an dem ich zum Ausgleich zur Bürotätigkeit mal das ganze Wochenende in der Werkstatt verschwunden bin, mein Mann hat mich an diesem Wochenende nur immer hin und her flitzen sehen 🙂 Auf Pinterest – wieder einmal – hatte ich ein Bild einer tollen Bandsäge Box gefunden, die ich unbedingt machen wollte. Mit 4 Schubladen, also viel Arbeit lag vor mir. Aber die Form, schaut Euch diese Form an! Das Bild habe ich einfach wieder mit dem Supervektorizer in eine Vektorgrafik umgesetzt und bedanke mich hier an der Stelle an das kreative Köpfchen, das dieses Design entworfen hat, ich bin ja sowas von verliebt.

Mein letztes breites Walnussbrett wollte ich opfern. Hilft ja nichts. Design ausgedruckt in der maximal möglichen Größe und ab in die Werkstatt.

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Da das Brett 3cm dick ist, habe ich es in 4 Teile zersägt, so dass die Box eine Tiefe von 12cm hat. Das ist eine Sägehöhe, die man noch gut bewältigen kann.

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Die schönste Seite geht nach vorn, alles andere sortiert sich dahinter ein, und das ergibt dann einen dicken Klotz.

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Beim Leimen, ich habe es schon mehrfach erwähnt, kommt es darauf an, den Leim gleichmäßig dünn zu verteilen, nicht einfach drei oder vier Kleckse machen sondern ganzflächig dünn auftragen. Ich hab es mit einer Schaumstoffrolle probiert und bin davon ganz begeistert. Gerade genug Leim, damit alles schön zusammenhält, schön gleichmäßig verteilt.

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Der zweite Trick beim Leimen: Gleichmäßiger und hoher Druck über längere Zeit. Also habe ich alles an verfügbaren Schraubzwingen und Klemmen zusammengesucht und diese gut verteilt. Der Großteil des Blocks liegt in den langen Bessey-Klemmen, alles was oben rausschaut wird zusätzlich mit Schraubzwingen fest zusammengedrückt. Dieses Igelchen habe ich dann über Nacht stehen lassen, damit der Leim Gelegenheit hat, gut anzutrocknen.

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Nachdem die Vorarbeiten am Freitagabend erledigt waren, ging es am Samstagmorgen gleich nach dem ersten Kaffee in die Werkstatt. Zuerst habe ich natürlich das Design auf dem Holz befestigt. Und zwar so, wie ich das immer mache. Eine Schicht Tesakrepp, das Papier mit Sprühkleber oben auf und – weil es für die Dekupiersäge so auch immer gut funktioniert – noch eine Schicht farbloses Paketklebeband oben drüber. Ich hatte beim Ausdrucken gut gerechnet – das Muster passt haargenau auf den Holzblock.

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Wer den Blog hier regelmäßig verfolgt, kennt Bandsägeboxen inzwischen in- und auswendig. Anfangen tun wir wie immer mit der äußeren Form.

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12cm dickes Walnussholz schneiden ist schon ne Hausnummer – aber es ging doch relativ gut von der Hand. Leichter als die noch viel härtere Eiche, die ich im Sommer gesägt hatte. Bei der zweiten Seite kam ich dann aber an die Grenze unserer Säge. Der kleine Schlenker unten rechts, der sollte eigentlich nicht sein. Aber ich bin flexibel genug, meine Designs den Kapazitäten der Werkzeuge anzupassen 😉

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Was mir sofort auffällt: Die Maserung auf der Seite verläuft wunderschön, ich freu mich schon darauf, wie sie aussieht, wenn die Seite schön geschliffen und lackiert ist.

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Da bei der Bandsägebox aus dem Internet die Schublädchen alle abgerundet waren, hatte der Supervektorizer ein bisschen Probleme damit, die Linien eindeutig zu zeichnen. Es muss ja auch sägbar sein. Darum habe ich die Linien mit einem dicken Edding – einmal rasch in die Wohnung sausen, Edding holen, Markus zurufen, dass alles gut läuft und noch einen Kaffee mitnehmen – nachgezeichnet.

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Aber: und das dürfen wir wirklich niemals vergessen – Rückseite abschneiden! Sonst ist die Box später hinten offen. Es soll Leute geben, die vergessen das jedes Mal – und haben es darum aufgegeben, solche Boxen zu basteln 😉

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Was dann kommt, tut immer erst mal ein bisschen weh. Aber um die Schubladen auszusägen, muss man in die Form reinsägen. Ich mache es so, wie das Design es vorgeschlagen hat, unten in der Mitte, dann rechts rüber, einmal drumherum und unten wieder raus. Und ich merke schon jetzt, an den Kurven ist es ganz schön eng und das Sägeblatt dreht sich gern einmal mit. Weil das dann auch immer ziemlichen Krach macht, habe ich bei diesen Tätigkeiten Ohrenschützer auf, es sieht mich ja keiner so.

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Es geht – man sieht es auf dem vorherigen Bild schon – auf der rechten Seite nach oben zur nächsten Schublade, wo die Kurven noch enger sind. Das Sägen geht deshalb sehr langsam vonstatten, damit das Sägeblatt sich nicht zu stark verdreht. Und so kommt eine Schublade nach der nächsten dran.

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Bevor ich jetzt aus den ausgeschnittenen Blöcken echte Schubladen bastele, versuche ich die eingeschnittene rechte Seite so gut es geht wieder zusammenzuleimen. Es geht natürlich überhaupt nicht gut. Die meisten Schnitte kriege ich gut zusammengeleimt, aber einer bleibt relativ weit offen stehen. Um zum Leimen den nötigen Druck aufbauen zu können, setze ich die vorher weggeschnittenen Stücke von den Seitenrändern wieder an und befestige rundherum die Klemmen.

dsc04291 dsc04292Nach Abziehen des restlichen Musters sieht man, dass eben ein Schnitt noch weiterhin gut zu sehen ist. Immerhin – bei der Vorlagenbox sieht man alle Schnitte noch, da habe ich also nicht so schlecht gearbeitet.

dsc04294 dsc04295Der Leim ist getrocknet und leider überall ein bisschen runtergelaufen. Durch die Bandsäge, die ein recht grobes Blatt drin hat, sind innen auch recht viele Rillen entstanden. Darum bereite ich mir ein kleines Brettchen vor, auf das ich mit doppelseitigem Klebeband etwas Schleifpapier aufklebe, denn ich möchte alle Unschönheiten auch innen beseitigen.

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Ja, und dann wird geschliffen. Die Rundungen muss ich natürlich von Hand machen. So sehen meine Hände am Abend auch aus, total angeschlagen von den engen Löchern mit ihren recht scharfen Kanten.

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Nach dem Schleifen – ganz wichtig – probiere ich, ob die Schubladen noch reinpassen. Durch das Einsägen des Holzes und das anschließende Zusammendrücken beim Leimen kann es nämlich passieren, dass die ausgesägten Löcher etwas kleiner werden. Aber hier passt alles.

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Ich entschließe mich, gleich noch den Deckel hinten wieder anzuleimen. Das Schleifen außen sollte man nämlich erst dann machen, wenn der Deckel wieder dran ist, sonst hat man die Arbeit doppelt. Das Douglasienbrett habe ich an der Vorderseite dazwischengelegt, damit ich hier auch die Klemmen gut befestigen kann. An den dünnen Stegen der Vorderseite würden die sonst hin- und her kippeln oder sogar die Stege kaputt brechen.

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Jetzt aber die Schubladen. Ich ziehe die Musterpapiere ab (werfe sie aber noch nicht weg) und male die Form auf, die ich aussägen möchte.

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Aber: Ich muss doch noch die Vorder- und Rückseite abschneiden, sonst sind die Schubladen offen. Pech gehabt, diese Linien muss ich also gleich noch mal aufzeichnen 😉 Aber wenigstens habe ich die Vorder- und Rückseite nicht vergessen. Ich säge die auch gleich von allen anderen Schublädchen mit ab, sicher ist sicher.

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Dann also Muster noch mal aufzeichnen und lossägen. Hier ist es schon die zweite Schublade.

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Wenn alle Schublädchen fertig gesägt sind, geht auch hier die Schleiferei wieder los. Ich möchte innen zwar noch mal eine Beflockung mit blauen Nylonflocken ausprobieren, aber auch dafür sollte die Oberfläche einigermaßen glatt sein. Also schleife ich – von Hand – alle Innenseiten von 4 Kästchen. Man sollte nicht vergessen, auch die Vorder- und Rückseite von innen zu schleifen. Vor dem leimen ist das einfacher als hinterher.

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Und dann wird geleimt! Ein paar Rillen sieht man noch, aber wenn man drüberstreicht ist die Oberfläche innen fast eben. Auf jeden Fall glatt genug zum Beflocken.

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Noch mal probieren, ob sie alle reinpassen? Jawoll. Musste ja auch so sein, denn inzwischen habe ich sie auch außen komplett glatt geschliffen und bin startklar zum Beflocken.

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Die größte Hürde beim letzten Versuch waren die vielen kleinen Klümpchen in den Flocken. Die hatten sich mit der Farbe vollgesaugt und ließen sich nicht gut entfernen, ohne Löcher in der beflockten Oberfläche zu hinterlassen. Dem wollte ich dieses Mal vorbeugen, darum habe ich die benötigte Menge an Nylonflocken durch ein feines Sieb gestrichen. Man, was für eine Arbeit! Selbstverständlich sollte man dabei und auch gleich beim Beflocken eine gute Atemschutzmaske tragen, damit man die feinen Fäden nicht einatmet.

Vor dem Bestreichen mit der blauen Farbe heißt es die Dose so gut es geht abzukleben.

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Ich gieße eine kleine Menge der gut durchgeschüttelten Flüssigkeit in das Schublädchen und verteile es mit einem Pinsel gleichmäßig, nicht zu dünn und nicht zu dick auf der Oberfläche.

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Mit dem Applikator trage ich die Nylonflocken schön dick auf – keine Klümpchen, super!

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Die drei anderen Schubladen bekommen die gleiche Behandlung und dann lasse ich die Flocken bis zum nächsten Tag trocknen. Für einen Tag hab ich auch genug geschafft.

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Was ist jetzt eigentlich noch zu tun? Na zu Beispiel die Griffe für die Schubladen aussägen. Die Form der Griffe meiner Vorlage hat mir eindeutig zugesagt! Passt in das Gesamtbild der Box hervorragend rein. Darum nehme ich die Vorlage und klebe sie auf einen kleinen Streifen Birnbaumholz, das ich noch liegen hatte, auf.

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Die kleinen Griffe säge ich mit der Dekupiersäge aus. Das hat auch den Vorteil, dass sie außen schon schön glatt sind, weil das Sägeblatt hier sehr fein ist und keine Rillen ins Holz sägt. Ein bisschen schleife ich sie natürlich noch glatt.

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Irgendwann zwischendrin habe ich auch die Box außen schön glatt geschliffen, zum Teil mit dem Spindelschleifer, zum großen Teil wieder von Hand. Ich habe die Außenseiten der Schubladen geschliffen, ich habe überhaupt unheimlich viel geschliffen – von allen diesen Aktionen habe ich vergessen Bilder zu machen. Ich habe aus den Schubladen den Überschuss an Flocken ausgeschüttelt und die verkleckerte blaue Farbe, die teilweise unter meine Abklebung gelaufen ist, weggeschliffen. Und dann habe ich am Ende auch noch 4 Gummifüßchen aufgeklebt, weil die Unterseite vom Schleifen etwas rundlich geworden war und das Döschen etwas wackelte. Die 4 Griffe habe ich mit Holzleim auf den Schubladen befestigt. Und ich habe die komplette Dose mit einer Schicht Schellack gestrichen. Nach der ersten Trocknung habe ich die komplette Dose innen und außen gründlich mit Stahlwolle abgerieben, so dass alle kleinen Fasern, die sich durch das Auftragen vom Schellack aufgestellt hatten, wieder weggeschliffen waren. Und dann eine zweite und dritte Schicht Schellack aufgestrichen. Ich habe so viel an meiner Dose gearbeitet, dass am Ende ca. 25 Stunden zusammengekommen sind. Und das Ergebnis? Das entschädigt für alles!

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Ich bin hochzufrieden mit diesem Ergebnis, ich liebe diese Dose! Der Schellack untersteicht und verstärkt den wunderschönen warmen Ton des Holzes, nimmt den aschigen Ton, den das Brett am Anfang hatte, komplett weg und verleiht dem Holz einen wunderschönen samtigen aber nicht übertriebenen Glanz. Das Holz fühlt sich so schön glatt und seidig an, es ist eine einzige Freude, dieses Stück in den Händen zu halten.

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Die beschwingte Form folgt der Maserung des Holzes und ergibt ein stimmiges und ausgeglichenes Bild. Der kleine Makel oben rechts, wo ein Astloch herausgebrochen war, fügt sich für mich harmonisch mit ein – es ist halt ein echtes Naturprodukt, das darf kleine Makel haben.

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6 Kommentare

  1. Klaus

    Hallo Kerstin,
    ich weiß gar nicht, wo ich mit dem Lob anfangen soll.
    Eine so gute Holzarbeit, perfekt fotografiert und dokumentiert, habe ich selten im Netz genossen.
    Deine Ausdrucksweise und Orthographie sind erstklassig und es macht einen Riesenspaß, Deine Ausführungen zu lesen. Ich fand Deinen vorzüglichen Blog durchs Googeln nach Vorlagen für meine erste Bandsägebox. Danke für Deine konstruktiven Anleitungen.
    Habe bisher noch nicht viel hier gelesen, da heute erst entdeckt. Aber schon auf Mac und iPad gebookmarkt. 

    Gruß aus OWL (OstWestfalenLippe)
    Klaus

    Antworten
    1. Kerstin (Beitrag Autor)

      Hallo Klaus,

      und ich weiß gar nicht, wo ich mit dem Dank anfangen soll, so einen netten Kommentar hab ich selten gelesen 🙂 Ich freue mich sehr, dass Dir meine Arbeiten gefallen und schaue auch gern mal bei Dir vorbei.

      Viele liebe Grüße
      Kerstin

      Antworten
  2. Klaus

    Hi,
    habe ja vergessen, dass ich noch zwei Fragen habe:
    1. Beim Verleimen presst Du die Zwingen immer ohne Extraschutz zusammen. Gibt es da keine Abdrücke von den Zwingen auf dem Werkstück? Ich lege immer etwas 5mm Hartfaserplatte zwischen Werkstück und Zwingen. Lohnen sich die Bessey(Verleim?)zwingen? Sind doch sicher ziemlich teuer, oder?
    1. Wo hast Du nur das tolle Holz her? Was kostet z.B. so ein 120x30x3cm Nussbaumbrett?

    Gruß Klaus (der anscheinend vom Band-Saw-Virus angesteckt wurde) 😉

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  3. Klaus

    Hallo Kerstin,

    ich bin auf der Suche nach einer Bezugsquelle für dieses Flocking Pulver.
    Könntest Du mir einen Link schicken?

    Frohes Fest und einen guten Rutsch!
    Gruß aus OWL
    Klaus

    Antworten
    1. Kerstin (Beitrag Autor)

      Hallo Klaus,

      ich (bzw. Markus für mich) bin damit bei Ebay fündig geworden und habe dieses gekauft

      https://www.ebay.co.uk/itm/DIY-FLOCKING-KIT-SMALL-KIT-Art-Craft-Flocking-Flock-Flocked-Choose-your-Colour/263384381529?hash=item3d52eeb859:m:m107eldepGZ4AHhJie9V5HQ:rk:3:pf:0

      Ich muss aber sagen, dass es nicht perfekt funktioniert. Man muss die Flocken einmal durchsieben, um die zusammenhängenden Kügelchen aufzulösen, die sonst das Ergebnis deutlich beeinträchtigen.

      Viele Grüße
      Kerstin

      Antworten
  4. Klaus

    Hi Kerstin,
    ganz lieben Dank für den Link und die Info.

    Nochmals Frohes Fest und guten Rutsch! 😉

    Gruß aus OWL
    Klaus

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