Okras Werkstatt

Apfelkuchen-Dose

Ein Stück Apfelkuchen gefällig? Auf die Idee dieser Dose hat mich ein lieber Kollege gebracht. Als ich nämlich erwähnte, dass ich unbedingt mal wieder für alle einen Kuchen mitbringen müsse, fragte er mich, ob der dann aus Holz sei. Dass ich ein Holzwürmchen bin, hat sich nämlich rumgesprochen 😉

Also gibt’s heute einen Apfelkuchen – angefangen mit der Dose habe ich bereits am Freitag an meinem Urlaubstag. Und so sollte es später aussehen. Das Design stammt aus dem wunderbaren Buch „Creative Wooden Boxes from the Scroll Saw“ von Carole Rothman, das ich absolut empfehlen kann, weil es wirklich bezaubernd schöne Stücke enthält. Das Schwesternwerk „Creative Wooden Bowls from the Scroll Saw“ ebenfalls.

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Sieht auf jeden Fall ganz interessant aus, und ich hab sogar das vorgeschlagene Kirschholz in 2cm Dicke vorrätig gehabt, das für diese Dose verwendet wird. Von zwei Brettern habe ich von den schmalen Enden jeweils ein Stück abgeschnitten.

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Ich fing mit dem Ring an, der die Teigkruste darstellen soll. Das Muster war zur Hälfte im Buch gedruckt, darum habe ich es zweimal ausgedruckt und so aufgeklebt, dass es einen vollständigen Kreis ergab.

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Wie immer habe ich auch hier wieder Tesakrepp untergeklebt, die Papiere mit Sprühkleber befestigt und noch mit Paketklebeband übergeklebt.

Begonnen habe ich mit der Außenkante – und dafür musste ich die Säge im 40° Winkel einstellen und den äußeren Kreis ausschneiden und zwar im Uhrzeigersinn, das ist wichtig. Die geschweiften Linien kommen später dran. Bei meiner Säge wird, wie man sieht, der Sägearm verstellt, bei anderen Sägen wird dafür der Tisch nach links gekippt.

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Ich weiß gar nicht, ob ich jemals schon so schräg gesägt habe. War nicht ganz einfach, weil das Kirschholz doch recht fest ist und sich die Dicke des Brettes durch die Schrägstellung noch mal vergrößert. Aber mit einem frischen Sägeblatt – daran sollte man wirklich nicht sparen – kam ich ganz gut zurecht.

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Die Innenkante wird etwas steiler gesägt, nämlich mit 25°. Dafür musste ich mir ein Startloch bohren, und das natürlich im gleichen Winkel. Beholfen habe ich mir mit einem kleinen Holzklotz, den ich in diesem Winkel angeschrägt habe und dann den Bohrer in genau diesem Winkel am Holzblock entlang angesetzt habe.

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Der kleinere Winkel bewirkt, dass das Holz unten am Ring schmaler ist als oben.

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Und jetzt kommt eine ziemlich coole Technik zum Tragen. Der äußere Ring wird nun mit 15°, also deutlich steiler als die 40° vorher gesägt, und zwar an den geschwungenen Linien entlang. Durch diesen Winkel wird bewirkt, dass nur an der oberen Kante ein wenig vom Holz weggenommen wird und der Ring unten nicht geschwungen wird.

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Für innen ist es dann genau umgekehrt. Hier hatten wir ja mit 25° den Ring gesägt – die geschwungenen Linien aber machen wir mit 45° und nehmen so wieder nur oben ein paar Ausschnitte weg.

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Und so hat man oben nun die gleiche Stärke wie unten – aber geschwungen! Ich finds klasse.

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Die Teigkruste ist erst mal fertig. Ich verziehe mich mit dem Teil in die Werkstatt und schleife die Oberfläche schön glatt. Das Schleifen geht gut vonstatten, aber natürlich muss ich hier aufgrund der Form viel von Hand arbeiten.

Danach wird die Dose an sich, also der Körper gesägt. Ich wollte hier den überschüssigen Rest vom Ring nehmen, hab alles schön vorbereitet – leider hat es dann doch nicht ausgereicht. Also habe ich am Ende ein neues Stück vom Kirschholz abgesägt und das Muster noch mal umgeklebt. Die Außenkante wird mit 15° gesägt, natürlich wieder im Uhrzeigersinn, damit der Boden nach unten schmal zugeht. Und das Doseninnere ist in 6 Teile untergliedert, so dass wir für innen jeweils ein Startloch benötigen. Das Innere wird ganz normal mit senkrecht stehendem Sägeblatt gesägt.

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Nach dem Sägen folgt das Schleifen 🙂 Ich habe hier erst mal nur die gröbsten Unregelmäßigkeiten außen herausgeschliffen und das Innere geschliffen. Der Feinschliff außen erfolgt dann, wenn der Boden dran ist.

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Aber um den Boden fertigzustellen, musste ich mir erst mal ein dünnes Brettchen sägen. Dafür kam die Bandsäge zum Einsatz, die mir von dem 20mm dicken Brett eins mit 8mm abgetrennt hat. Zwei Schübe durch den Dickenhobel haben das Brett dannn schön geglättet und vor allem auf absolut gleichmäßige Dicke gebracht.

Damit ich die richtige Größe vom Boden ausschneide, zeichne ich mir die Umrisse vom Dosenkörper ab und achte schon hier darauf, dass die Holzmaserung in die gleiche Richtung zeigt.

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Den Boden säge ich natürlich mit den gleichen 15° im Uhrzeigersinn wie die Box.

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Und zusammengeleimt sieht es dann so aus.

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Jetzt kann auch die Außenseite richtig schön glatt geschliffen werden. Das mache ich am Tellerschleifer, an dem ich den Tisch auf die bekannten 15° einstelle, so kann ich die Außenseite ganz leicht schleifen, indem ich die Box immer wieder mit nur leichtem Druck am sich drehenden Teller entlangführe.

Die Maserung gefällt mir! Es lohnt sich, darauf zu achten, wie man die Teile zusammenklebt.

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Jetzt kann der obere Ring aufgeleimt werden, so dass der Kuchenteig komplett fertig ist 🙂

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Fehlt noch die Füllung, oder? Für die Apfelscheiben habe ich – wie passend – Birnbaumholz verwendet. Hier hat Markus mir geholfen und eine 1,5cm breite  und 3cm hohe Leiste auf der Kreissäge schräg aufgeschnitten, so dass ich zwei dreieckige Leisten rausbekommen habe, wobei die schmale Seite nicht ganz ausgedünnt war sondern noch ca. 2mm hatte.

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Die Apfelscheiben sind einfache Halbkreise mit einem Durchmesser von 54mm, ich fertige mir eine Pappschablone an, die ich dann mit der Schere ausschneide und nutze, um die Halbkreise auf die schrägen Leisten aufzuzeichnen.

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Die Apfelscheiben müssen natürlich auf einer Trägerplatte befestigt werden. Dafür nehme ich ein 6mm starkes Sperrholz. Den Durchmesser habe ich – bevor ich die Kuchenkruste aufgeleimt habe – an dieser ausgemessen bzw. schon auf dem Sperrholz aufgezeichnet, indem ich den Ring auf das Sperrholz gelegt habe und die Innenkante aufgemalt habe. Hier wird übrigens gegen den Uhrzeigersinn gesägt, weil die schmale Seite die ist, die unten liegt und der Ring nach oben hin ja weiter wird. Der Sägewinkel ist auch klar – die gleichen 25°, die ich für die Innenseite des Ringes hergenommen habe.

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Die Apfelscheiben habe ich inzwischen alle aufgemalt. Die meisten unten an der Kante, aber um auch ein paar dickere Apfelscheiben zu bekommen, habe ich bei einigen Stücken die Schablone etwas höher angelegt.

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Nachdem alle 25 Scheiben ausgesägt sind, gehts in die Werkstatt, um die Apfelscheiben schön glatt zu schleifen und auch die Reste vom Farbstift zu entfernen.

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Das Deckelchen passt gut in die Box. Auch das habe ich natürlich an den Kanten schön geglättet und gelegentliche Patzer rausgeschliffen.

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Nun geht’s an die Anordnung und Befestigung der Apfelscheiben. Puh, das ist bestimmt die schwierigste Arbeit am ganzen Kästchen, weil die Scheiben immer wieder rumrutschen und sich nicht so richtig schön anordnen lassen.

Beim Anleimen lasse ich die Scheiben erst mal so liegen, wie sie liegen und nehme immer nur ein Stückchen weg, bestreiche die Unterseite mit Holzleim und klebe es vorsichtig auf die Trägerscheibe.

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Fertig! Leider nicht komplett gleichmäßig aber doch so, dass es mir gut gefällt. Am Anfang ist es noch ein bisschen wackelig, aber über Nacht zieht der Leim auch ohne Druck soweit an, dass man das Deckelchen an den Apfelscheiben anheben kann.

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Am heutigen Sonntag kam dann das, was mir am meisten Spaß macht. Um die Farbe des Kirschholzes gut herauszustellen, bekommt die Schale eine Schicht Streichschellack, wobei ich die Außenseite auch mit einem Ballen nacharbeite, um möglichst keine Schlieren entstehen zu lassen.

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Schon nach der ersten Schicht färbt sich das Holz ein und nimmt einen schönen rotgoldenen Glanz an.

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Während des Trocknens stellen sich kleine Fasern im Holz auf und machen die Oberfläche wieder rau. Ich lasse den Schellack komplett trocknen und reibe dann die komplette Dose mit Stahlwolle ab. Die zweite und dritte Schicht bringt dann das gewünschte Ergebnis – einen wunderschönen seidigen Glanz.

Für die Apfelscheiben eignet sich Schellack nicht so gut, weil die Oberfläche einfach zu unruhig ist. Außerdem möchte ich die helle Farbe der Apfelscheiben beibehalten. Also bekommt der Deckel einfach eine Schicht Lack aus der Sprühdose und nach dem Trocknen auch noch eine zweite Schicht.

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Eins fehlt jetzt aber noch! Denn kein Apfelkuchen ohne Zimt, oder? Ich schneide ein paar hübsche Zimtstangen in dünne Scheiben und klebe sie mit Sekundenkleber auf die Apfelscheiben auf.

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Und nach einem Wochenende Arbeit ist diese hübsche Dose fertig. Ich hatte viel Spaß daran und habe neue Techniken kennengelernt. Die Apfelkuchendose sieht zum Anbeißen aus 🙂 Und riecht total lecker nach dem Zimt. Ich habe zum ersten Mal mit Kirschholz gearbeitet und finde die Farbe und die Maserung ausgesprochen hübsch.

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