Für diesen einen Kollegen wollte ich schon lange mal ein kleines Döschen basteln, und so kam mir sein Geburtstag im Juli gerade recht, es ihm zu überreichen. Er hatte mir mal erzählt, dass er aus einer Konditor-Familie kommt – was liegt also näher, als eine Dose in Form eines Kuchens zu „backen“?
Angefangen habe ich damit, zwei Bretter Kirschholz, die mir insgesamt zu dünn waren, zu einem Block zusammen zu leimen.
Mit vielen dicken Klemmen versehen wurde so ein fester Block daraus, auf dem ich dann in gewohnter Weise (also erst eine Schicht Krepp, dann mit Sprühkleber das Muster, abschließend Paketklebeband) das zu sägende Design aufgeklebt habe.
Die Kuchenform sollte nach oben etwas breiter werden, also hab ich den Sägearm meiner Dekupiersäge auf 8° eingestellt.
Das schräge Sägen des nun doch recht dicken Blockes mit den engen Kurven war nicht ganz so einfach, aber nach ca. einer halben Stunde war ich durch damit.
Der Boden soll passgenau angesetzt werden, darum habe ich auf einer dünneren Scheibe aus Kirschholz die Umrandung aufgezeichnet und diese dann ebenfalls gesägt.
Nun musste ich nur noch das Innenleben aus dem Kuchendöschen aussägen, in ein kleines Startloch in ebenfalls 8° Schräge wurde dann das Sägeblatt eingefädelt und der Innenteil glatt ausgesägt.
Auf geht’s wieder in die Werkstatt (die Dekupiersäge steht ja im Wohnzimmer). Zuerst habe ich jetzt die Innenseite des Körpers glattgeschliffen. Wie man sieht, hab ich dabei ganz schön Staub produziert.
Nun kann der Boden aufgeleimt werden. Ich hatte mir die Stellen beim Aufzeichnen des Musters auf den Boden markiert, so dass ich es richtig herum zusammenleime. Zum einen sollte die Maserung gleichmäßig sein, zum anderen sieht man ja auch, dass die Wellen nicht exakt gleichmäßig geworden sind, darum wollte ich nicht einfach irgendwie leimen 🙂
Zum Leimen solcher kleinen Objekte nutze ich gern meine kleine Pressvorrichtung, die ich selbst gebastelt habe. Darin wird der Druck sehr gleichmäßig verteilt, mit Flügelschrauben drehe ich an den Stangen so lange zu, bis die obere Platte stark auf das Werkstück drückt und der Leim gleichmäßig an allen Seiten austritt.
Von den nächsten Schritten habe ich irgendwie verpasst Fotos zu machen. Aber ich erkläre kurz, was ich getan habe. Aus Purple Heart habe ich sowohl den Deckel gesägt (so dass er genau in die Dose reinpasst) als auch den „Ständer“ für den Deckel hergestellt. Dieser besteht aus zwei Leisten Purple Heart, deren Enden schräg zugeschnitten sind, so dass sie senkrecht stehend genau in das Döschen reinpassen. Verbunden habe ich sie, indem ich bei einem oben und beim anderen unten einen kleinen rechteckigen Ausschnitt genau in der Mitte gesägt habe und die Leisten somit über eine Steckverbindung verbunden habe. Diese habe ich verleimt, so dass der kreuzförmige Ständer, der gleichzeitig als Unterteilung dienen kann, fest verbunden ist.
Zu einer Linzer Torte gehören natürlich Teigstreifen auf dem Marmeladenbelag. Und diese sind in meinem Fall natürlich aus dem gleichen Holz wie der restliche „Teig“, nämlich Kirschholz. Ich habe etwas dickere und dünnere Streifen geschnitten, damit die Illusion entsteht, dass Teigstreifen schräg aufeinander liegen.
Gesägt habe ich sie auf der Bandsäge, die leider immer relativ grobe Oberflächen erzeugt, aber die Streifen ließen sich mit etwas Schleifpapier schnell glätten.
Sie werden schräg zueinander geleimt, ich habe die dickeren Streifen im Ganzen gelassen und die schmalen dünneren Streifen in kurze Stücke geschnitten, im 30° Winkel.
Auf der Bandsäge sind sie ganz schnell geschnitten, danach nur noch kurz die Kanten glätten und sie sind fertig zum Verleimen.
Erst mal Probeliegen, bevor es an das Verleimen geht.
Ich befestige erst mal eine der dickeren Leisten, sie werden mit Klemmen zum Leimen befestigt, dann klebe ich die ersten drei kleinen Stücke dazu.
So geht es mit dem Rest weiter, dabei muss man darauf achten, dass die schrägen Stücke eine gleichmäßige Linie ergeben, die sich über die dickeren Streifen hinweg verlängern.
Während ich am Deckel weiterarbeite, habe ich den Rest vom Döschen schon mal mit Schellack bestrichen. Ach ja, ganz vergessen – nach dem Aufleimen des Bodens erfolgten natürlich ausführliche Schleifarbeiten an der Außenseite. Der Schellack bringt die Farben des Holzes zum Strahlen. Das Kirschholz nimmt eine warme hellbraune Farbe an. Zudem ist Schellack absolut lebensmittelecht, so dass man in das Innere auch mal Knabbereien einfüllen kann.
Auf der Bandsäge säge ich am Deckel noch die Überstände von den Teigstreifen ab.
Hier ist noch einiges an Schleifarbeit nötig. Ich möchte diesen harten Übergang an der Außenkante vermeiden, deshalb nehme ich mir eine Feile und feile die Enden etwas ab.
Nachdem ich die Feilspuren mit Schleifpapier entfernt habe und mir die Übergänge zum Rand jetzt gut gefallen, ist auch hier Zeit für das Finish mit Schellack. Hier sieht man noch mal schön den Farbunterschied zwischen dem Kirschholz mit und ohne Schellack. Und auch das Purple Heart wird gleich noch mal viel intensiver und damit der Marmeladenschicht auf dem Kuchen viel ähnlicher.
Mehrere Schichten Schellack später trage ich das Döschen in die Sonne für ein kleines Fotoshooting.
Viele Freunde und Kollegen, die nur die Fotos gesehen haben, sagten mir, sie hätten tatsächlich gedacht, einen richtigen Kuchen vor sich zu haben. Da hat sich die Arbeit doch gelohnt. Ich hatte viel Spaß dabei, an diesem Döschen zu arbeiten und es anschließend zu verschenken 🙂
Wow ist das lecker und ganz ohne Zucker.