Schleifchenboxen sind tolle kleine Geschenke. Zwei davon habe ich bereits gebastelt und hier vorgestellt – das dritte ist vor ein paar Wochen fertig geworden und hat letzte Woche zu seinem neuen Besitzer gefunden 🙂
Bei diesem habe ich eine neue Technik ausprobiert und das „Geschenkband“ nicht hinterher aufgeklebt, sondern bereits in das Holz eingelegt und so mit den einzelnen Ringen zusammen ausgesägt. Begonnen habe ich also mit einem Brett und viel Leimarbeit. Meine Wahl fiel auf ein Stück Walnussholz, das zu meinen Lieblingshölzern gehört. Das Schleifchenband ist aus dem kräftig lila-roten Amarant (Purple Heart) und wird an den Rändern mit gelbem Furnier abgesetzt.
Das Brett wurde an einer Seite auf der Tischkreissäge glatt geschnitten. Das ist die Seite, an der die Geschenkbandstreifen eingeleimt werden.
Für eben dieses Geschenkband habe ich ein Brett Purple Heart genommen und die benötigte Dicke (13mm) ausgemessen. Auf der Bandsäge konnte ich das Brett dann auf diese Dicke sägen.
Ich habe das Brett ohne Anschlag geführt, weil dieses Holz extrem hart ist und sich dabei das Sägeblatt gern man biegt und Kurven schneidet. Das konnte ich von Hand besser ausgleichen. Trotzdem sind natürlich vom Sägen Rillen entstanden, deshalb habe ich das nun dünne Brett noch mal durch den Hobel geschoben, bis es schön glatt war.
Kommen wir zum Furnier. Ich hatte lange nach schönem Furnier für genau solche Arbeiten gesucht und mir viele viele Exemplare bestellt. Das gelb gefärbte Tulpenfurnier hat mir zu dem schönen Lila am besten gefallen.
Ich habe zum ersten Mal mit Furnier gearbeitet und wollte es gut leimen. Punktueller Druck mit ein paar Schraubzwingen hätte vermutlich dazu geführt, dass das Furnier Wellen schlägt. Darum habe ich ein Hilfsbrett genutzt. Ich habe das Amaranth-Brett mit Leim bestrichen, das Furnier aufgelegt, gut festgestrichen, dann ein zweites Brett gegengedrückt und dieses Konstrukt dann mit ausreichend Klemmen fixiert. Durch den Druck des gesamten Hilfsbrettes wurde das Furnier komplett gleichmäßig aufgeleimt. Um zu verhindern, dass ausquellender Leim das Hilfsbrett auch noch am Furnier befestigt, habe ich dazwischen eine Folie gelegt.
Die andere Seite wurde ganz genauso geleimt. Von dem entstandenen Stück habe ich dann Streifen abgesägt, die genauso breit waren wie mein Walnussbrett dick. Dieses hatte ich auf der Kappsäge in 4 Teile geschnitten. Für meine Dose benötige ich zwei gleiche Bretter. Das Geschenkband soll kreuzförmig, also auf allen 4 Seiten entlanglaufen, also benötige ich pro Brett zwei Streifen.
Ein Streifen wurde nun zwischen zwei Bretter eingeleimt, und zwar mit Furnier zu den Seiten zeigend, so dass man von oben den gelb-lila-gelben Streifen sieht. Beim Leimen muss man darauf achten, dass sich beim zusammenpressen nicht die Seiten hochbiegen. Und das Ganze dann ein zweites Mal mit dem zweiten Brett bestehend aus einem Streifen Amaranth und zwei Walnussbrettchen.
Jetzt wird der zweite Streifen noch eingelegt – im 90° Winkel und zwar absolut haargenau. Jeder Fehler, den man jetzt hier macht, vervielfältigt sich am Ende. Darum wurde der Winkel mit einem guten Winkelmesser ganz genau eingezeichnet.
An dieser Linie entlang habe ich die beiden Bretter wieder mit der Kappsäge zerteilt.
Hier zeige ich auch mal, wie ich die Bretter in die Klemmen gespannt habe. Ich benutze für solche Arbeiten die extra langen Schraubzwingen von Bessy. Die Folie darunter verhindert das Volltropfen der Klemmen mit dem Leim. Ich habe die Folie auch noch darüber gelegt und auf das Brett dann noch ein Gewicht gestellt, um eben das Hochwölben der Bretter zu verhindern.
Um die Bretter nun ganz eben zu bekommen, kommt noch kurz der Exzenterschleifer zum Einsatz. Damit kann ich auch die leichten Verbrennungen vom Sägen entfernen, die sich dunkel auf dem Amaranth abzeichnen.
Mit den vorbereiteten Brettern geht es nun an die Dekupiersäge. Die Sägetechnik habe ich schon mehrfach für Döschen oder Schalen angewendet – ich säge schräge Ringe aus den Brettern, die dann übereinandergesetzt eine Schale ergeben. Eine für den Boden und eine für oben, und diese werden dann wiederum aufeinander geleimt. Zuerst klebe ich wieder Kreppband auf, damit sich das Muster nach dem Sägen auch wieder leicht entfernen lässt. Wichtig hier: ich markiere ganz genau die Mitten der Bänder und lasse diese Stellen frei, um das Muster dann haargenau mittig platzieren zu können. Ich säge eine quadratische Form mit stark abgerundeten Ecken.
Ich säge in verschiedenen Winkeln. Der äußere Schnitt um den ersten Ring wird mit 23° gesägt. Das erste Pilotloch für das Sägeblatt für den ersten Ring wird aber schon im 29°-Winkel zur Mitte hin gebohrt, demzufolge ist der zweite Schnitt eben im 29°-Winkel. Das ergibt den ersten Ring. Diesen lege ich dann auf das Muster und zeichne die Innenseite mit dem Stift nach – die Schablone für den zweiten, etwas kleineren Ring. Bei diesem sind Pilotloch und Säge dann im 33°-Winkel, es wird also immer flacher. Es ergibt eine etwas gefälligere Form, als wenn ich alle Ringe im gleichen Winkel gesägt hätte. Es ist nicht viel Unterschied, aber es ist einfach etwas schöner. Der erste Teil war übrigens der obere Teil des Döschens.
Der untere wird im Prinzip ähnlich gesägt. Ich beginne wieder mit 23° und dann beide letzte Teile mit 29°, also etwas anders als beim oberen Teil. Beim letzten Stück, das den Boden ergibt, säge ich, nachdem ich eigentlich schon fertig bin, noch mal mit dem 35°-Winkel außen entlang und mache ihn dadurch noch etwas schräger.
Jetzt habe ich schon fast alle Teile fertig gesägt und es geht ans Zusammenleimen. Dabei beginne ich mit den beiden mittleren Stücken, also den beiden größten Ringen.
Um sie gut verleimen zu können, schleife ich erst mal die Innenseiten etwas glatt. Dafür benutze ich mein neues Schleifsystem von Kirjes, das ich auch schon bei der Tasse verwendet habe. Hier geht es jetzt hauptsächlich darum, die ausgefransten Kanten zu glätten, damit das Holz gut verleimt werden kann.
Wichtig ist beim Aufeinanderleimen dann, dass die Geschenkbänder absolut gleichmäßig übereinander sitzen. Egal, wie sehr sich außen Kanten bilden – die Bänder müssen an allen 4 Seiten direkt aufeinander stoßen. Das zum Sägen aufgeklebte Muster ziehe ich natürlich vorher noch ab. Etwas Holzleim, der noch gleichmäßig verstrichen wird – dann geht’s ab in die Presse.
Nun kommt der zweite Ring vom Boden dazu. Wieder die Innenseite etwas glätten, Muster abziehen, aufleimen. Hier sieht man leider einen Wackler, das Band sitzt nicht hundertprozentig 🙁 Mit dem Kirjes und dem kleinen runden Schleifballaufsatz entferne ich die Leimspuren und glätte die Innenseite.
Nachdem innen alles schön glatt geschliffen war, kommt nun der zweite Ring des oberen Teils dazu.
Man sieht schon, wie viel Schleifarbeit außen noch auf mich wartet, die Überstände an den einzelnen Ringen sind ziemlich groß. Innen nutze ich auch jetzt wieder den Schleifball vom Kirjes. Als innen alles glatt war, habe ich noch den Boden aufgeleimt.
Mit außen tue ich mich anfangs schwer. Ich habe versucht, mit einer Feile die groben Übergänge zu glätten, bin aber am Geschenkband gescheitert, weil das Amaranth-Holz so unglaublich hart ist, dass meine handgeschlagenen Feilen, die mir schon viele gute Dienste geleistet haben, hier gnadenlos überfordert sind.
Mit einer kleinen Elektrofeile mit ganz groben Schleifband bestückt ging dann das Schleifen des Stirnholzes innerhalb weniger Stunden – von Hand hätte ich Tage gebraucht.
Wenn man so viel schleift, muss man darauf achten, dass die Form einigermaßen… nun ja, in Form bleibt. Besonders fällt das natürlich am Deckel auf. Hier habe ich erst mal mit dem kleinen Kirjes Schleifball die Ecken innen gleichmäßig gerundet.
Da mir die Form des Döschens noch nicht ganz gefallen hat – der Boden war zu klein und das Kästchen insgesamt zu hoch, habe ich vor dem Schleifen noch den Boden ausgedünnt – wieder an der Bandsäge, dieses Mal mit dem Anschlag.
So gefiel es mir besser. Also ran ans Schleifen. Ich habe mir – vom Geschenkband ausgehend genau ausgemessen – ein Quadrat aufgezeichnet und so genau gesehen, wie viel maximal weggeschliffen werden muss.
Davon ausgehend habe ich zuerst den unteren Teil des Kästchens geschliffen. Dafür habe ich das Kästchen in den Schraubstock geklemmt.
Auf diese Weise konnte ich jede Seite nacheinander schleifen. Zwischendurch auch immer die Ecken in möglichst gleichmäßigen Rundungen.
Genauso ging ich auch mit der Oberseite vor und nachdem die groben Schleifarbeiten fertig waren, sah es so aus.
Grobes Schleifpapier heißt auch immer, dass man viele viele Schrammen ins Holz gearbeitet hat. Mit immer feiner werdendem Schleifpapier habe ich diese dann nach und nach von Hand weggeschliffen. Einen Teil der Arbeit hat mir der Exzenterschleifer abgenommen.
Fehlt noch der Deckel! Der war natürlich genauso dick wie der Boden vorher und wurde auf die gleiche Weise ausgedünnt. Dann hab ich die Oberfläche grob geglättet. Nun musste er so angepasst werden, dass auch an diesem Übergang das Geschenkband genau aufeinander passt. Ich habe ihn zuerst ein wenig abgerundet und dann wie am Boden auch aufgemalt, wie viel maximal weg kann.
Am Tellerschleifer mit eingestelltem Winkel habe ich ihn dann recht gleichmäßig hinbekommen. Damit er nicht lose aufliegt, habe ich ein dünnes Brettchen Amaranth in genau der Größe der Öffnung zugeschnitten und innen so aufgeleimt, dass der Deckel passgenau aufliegt und der Innenteil genau in die Öffnung passt. Dann habe ich noch mal den Feinschliff vorgenommen, damit der Deckel wirklich absolut mittig liegt. Auch hier kam wieder der Tellerschleifer zum Einsatz, hier sieht man auch das kleine Brettchen, das den Deckel dann auf dem Kästchen hält.
Ja, und dann gings ans Polieren der Dose, damit auch möglichst alle Schleifkratzer entfernt würden.
Wie man sieht, hatte ich zwischendurch schon die Schleifchen ausgesägt. Sie werden von zwei Seiten gesägt, die Technik hatte ich in diesem Beitrag schon mal gezeigt: Schleifchenbox
Die Schleifchen mussten nun nur noch geglättet und fertig geformt werden, dafür habe ich die feste Welle vom Kirjes benutzt und mit einem geraden aufblasbaren Schleifkörper bestückt.
Als alles fertig geschliffen war, bin ich wieder von der Werkstatt ins Wohnzimmer umgezogen und dem Döschen seinen Glanz geschenkt. Benutzt habe ich Schellack und dieses mit einem weichen Tuch aufgetragen und ins Holz einmassiert. Nach mehreren Durchgängen nahm das Döschen dann einen schönen Glanz an. Auch die Farben des Holzes verstärken sich durch das Bestreichen mit Schellack.
Bevor ich den Deckel mit Schellack bearbeitet habe, musste ich noch die Schleifchen aufkleben. Um ihnen etwas Halt zu geben, habe ich kleine Schwämmchen zur Stütze untergelegt. Angefangen habe ich mit den Endstücken der Bänder.
Dann habe ich erst 4 von den Kringeln platziert und mit Holzleim befestigt. Auch hier kamen wieder die Schwämmchen zum Einsatz.
Die beiden letzten Kringel wurden mittig platziert und ebenfalls mit Holzleim festgeklebt.
Und dann bekamen auch das Deckelchen und die Schleifen ihre Schellack-Schicht – und siehe da, wie schön die Farbe des Amaranth herauskommt.
Endlich fertig! Angefangen hatte ich im Juni und immer mal wieder ein bisschen daran gearbeitet, Anfang November war es dann endlich fertig. Ein paar Tage durfte es dann bei mir im Regal stehen.
Und das Döschen und ich sind auch noch mal zum Fotoshooting auf die Terrasse gegangen.
Alles in allem war das ein Projekt, das mir sehr viel Spaß gemacht hat, bei dem ich viel gelernt habe und neue Techniken und Werkzeuge ausprobieren konnte. Und auch das Verschenken an einen sehr lieben Kollegen hat viel Spaß bereitet 🙂
Mit Abstand bisher dein Bestes Stück. Sieht super aus. Sehr sehr toll.
Hey Oli,
freut mich, dass es dir gefällt 🙂
Liebe Grüße
Kerstin