Okras Werkstatt

End-Grain Schneidebrett aus 4 Hölzern

Wie immer im Mai wird es hektisch in der Werkstatt, weil ich dann garantiert dabei bin, für unsere Gasteltern in Schottland, wo wir unseren Wanderurlaub verbringen, ein Geschenk zu basteln. Für dieses Jahr habe ich mir vorgestellt, ein richtig schickes Schneidebrett zu basteln, und zwar mit den Stirnseiten nach oben, weil das das haltbarste Brett überhaupt wird, das es gibt. Die Gefahr, dass es sich verzieht und irgendwann wackelt, ist bei dieser Technik am geringsten und mit dem Muster kann man sich austoben, wie man will – wenn man es kann.

Ich habe bestimmt hundert Videos gesehen, wie man solche End-Grain Butcher Blocks herstellt – und nicht ein einziges hat mich auf die vielen Fallstricke vorbereitet, die mich beim selbermachen erwischen werden. Wenn man alle Streifen gleich breit schneidet, geht man doch nicht davon aus, dass das Brett am Ende halb-rund und nicht rechtwinklig wird, oder?

Aus dem Holzvorrat habe ich 4 Bretter ausgewählt – 4 verschiedene Hölzer in 4 verschiedenen Farben. Ich wollte im Grunde Ahorn (weiß) und Walnuss (dunkelbraun) sowie Kirschholz (warmes hellbraun) und Purple Heart (ein kräftiges lila) kombinieren.

Die Bretter waren alle unterschiedlich dick, so dass ich mir überlegen musste, wie das zusammengeht. Zuerst mal haben wir sie auf der Kreissäge in gleich breite Streifen geschnitten.


Meine Idee der Anordnung hatte ich grob im Kopf. Oben und unten wollte ich weiß und dunkelbraun schachbrettartig anrichten und in der Mitte das Kirschholz haben, unterbrochen von kleinen Blöcken Purple Heart. Das Schachbrettmuster bekommt man hin, indem man auf einer Seite von außen gesehen zwei Streifen hell, ein Streifen dunkel und noch einen Streifen hell zusammenlegt. Auf der anderen Seite von außen gesehen muss es dann ein Streifen hell, ein Streifen dunkel und zwei Streifen hell sein. Die Mitte sind 5 Streifen Kirschholz – und dann kann man die Streifen immer umd 180° gewendet hinlegen und bekommt das Muster. Das gleiche Muster, aber mit einem Streifen Purple Heart umringt von jeweils 2 Streifen Kirsch und dann bekommt man auch die Blöcke in der Mitte hin. Da man sich jetzt mit Sicherheit überhaupt nicht vorstellen kann, wie das gemeint war, kommen jetzt die Bilder 🙂

Als erstes die Abfolge zweimal weiß, einmal dunkelbraun, einmal weiß, zweimal Kirsch, einmal Purple Heart, zweimal Kirsch, zweimal weiß, einmal dunkelbraun, einmal weiß. Und auf dem nächsten Bild genau das gleiche nur statt Purple Heart in der Mitte komplett nur Kirsch.


Durch die unterschiedliche Dicke der Bretter sind jetzt die Streifen auch unterschiedlich hoch, nach dem Verleimen kommt daher der Hobel zum Einsatz. Jetzt gehts aber erst mal auf die großen Bessy-Schraubzwingen. Auf dem ersten Bild so, wie geleimt wird, zum Leimen drehe ich die Streifen einmal alle um 90 Grad, pinsele sie mit Leim ein und drehe sie wieder zurück.


Auf den Schraubzwingen liegend war dann die Unterseite relativ eben, oben durch die unterschiedlichen Höhen standen hauptsächlich das Walnuss und Purple Heart etwas heraus.

Beide Bretter wurden jetzt nacheinander geleimt und durften ordentlich lange durchtrocknen. Dann haben wir erst mal die herausgetretenen und fest gewordenen Leimtropfen grob abgeschliffen.


Nun mussten beide Bretter auf die gleiche Dicke gehobelt werden – wir haben genau so viel abgehobelt, dass es ganz eben war, weil diese gehobelte Oberfläche beim nächsten Schritt die Seiten sind, die zusammengeleimt werden, sie mussten deshalb absolut eben sein.


Beide Bretter wurden jetzt quer in Streifen geschnitten. Die Breite der gesägten Stücke bestimmt die endgültige Höhe des späteren Schneidbrettes, ich hab mich für 2,5cm entschieden, ein Anschlag sorgt dafür, dass alle Streifen gleich breit werden.


Von den Teilen ohne Purple Heart hab ich ein paar mehr, weil bei dem anderen Stück beim Sägen ein Riss im Walnussholz nachgegeben hat und beim Sägen abgerissen ist. Aber ich brauche auch weniger von den Stücken mit Purple Heart, darum passt das insgesamt. Nur von der Idee, noch ein zweites Brettchen für meine Küche herauszubekommen, muss ich mich leider verabschieden 😉

Jetzt geht es an die Anordnung der einzelnen Streifen. Ich beginne mit zwei reinen Kirschstreifen und wie vorhin gesagt werden die Streifen immer abwechselnd gedreht, so dass einmal ein Streifen weiß oben liegt und beim nächsten Streifen die Seite mit zwei Streifen weiß. Nach zwei Streifen Kirsch kommen zwei Streifen, auch immer schön abwechselnd oben und unten verdreht, mit Purple Heart, dann drei Kirsch, zwei Purple Heart und so weiter.


Das Muster gefällt mir so ganz gut und darum gehts jetzt wieder auf die großen Schraubzwingen.


Einmal wieder um 90° wenden und dann mit wasserfestem Holzleim einstreichen. Die Balken am Ende der Zwingen und an der Seite sollen dafür sorgen, dass alles rechtwinklig ausgerichtet wird und das Anordnen der Streifen etwas erleichtern.


Beim Anordnen achtet Markus vor allem darauf, dass die Purple Heart Streifen gut zusammen passen. Aber es ist doch verwunderlich, wie unsauber das, obwohl alles gleich geschnitten ist, aussieht an den Rändern.

Das Brett ist nach ein paar Tagen Trocknungszeit schön stabil und als erstes schleife ich die Oberfläche, um den überschüssigen Leim zu entfernen und das Brett schön glatt zu bekommen. Und ärgere mich gleich mal darüber, dass der Übergang von Ahorn zu Kirsche alles andere als glatt ist. Das gefällt mir gar nicht und wenn es noch kalt gewesen wäre, wäre das Brettchen vermutlich an der Stelle im Ofen gelandet. So aber musste ich mir was einfallen lassen.


Und natürlich ist mir was eingefallen. Vor schon geraumer Zeit hatte Markus mal verschieden starke Vierkanthölzer in Walnuss gekauft. Wenn man jetzt an dieser Wackelkante entlang eine Furche fräst und so einen Streifen einfach einlegen könnte? Fräser in allen möglichen Stärken sind vorhanden, wir wählen 5mm Breite und fräsen ca. 2,5mm tief. Die Walnussvierkanthölzer sind 5*3mm stark. Oben sieht man die gefräste Furche und unten habe ich schon mal einen Streifen eingepasst. Das sieht toll aus, wertet das Design noch mal richtig auf – und versteckt die kleinen Fehlerchen.


Die Streifen werden eingeleimt und dann mit einem Hammer in die Furche reingetrieben. Was übersteht, schleife ich hinterher weg.

Die Außenkanten sind ja auch noch nicht ganz schön und darum kommt ein großer Abrichtfräser zum Einsatz, der die Kanten alle begradigt. Zeitlich ist das noch vor dem Einlegen der Walnussstreifen passiert, irgendwie ist mir das Bild beim Hochladen durch die Lappen gegangen.


Durch die unterschiedliche Härte der Hölzer – das Purple Heart ist eindeutig das härteste – sind die Kanten alle nicht ganz gerade. Nach dem endgültigen Schleifen der Oberfläche schleife ich daher noch mal alle Kanten am Tellerschleifer einigermaßen in Form. Kurz vorher sieht man noch deutlich schiefe Kanten, aber die beiden Walnussstreifen gefallen mir richtig gut. Was da noch übersteht, wird vor dem Schleifen mit einem Stechbeitel gekürzt.


Nun wollen wir nur noch alle Kanten an den Oberflächen abrunden, wofür wieder ein Fräser eingespannt wird. Fräser und Säge sind die beiden Geräte, die Markus bedient, so dass man hier von einem gemeinschaftlichen Projekt sprechen kann.


Für mich bleibt am Ende nur noch, die gefrästen Kanten mit Schleifpapier von Hand nachzuarbeiten. Das geht aber relativ schnell und einfach, ich arbeite mich von 120 über 180 und 240 auf eine Stärke von 320 vor, so dass die Kanten genau glatt sind wie die Oberfläche, die ich ja mit der Rotex fein geschliffen habe.


Trotz kleiner Fehlerchen und Macken definiere ich das Brett jetzt als fertig. Ab gehts in die Küche – dort bekommt es noch eine letzte Oberflächenbehandlung.


Um die Farben richtig schön herauszuarbeiten, das Holz zu pflegen und die Oberfläche zu versiegeln, benutze ich ein Hartwachsöl.


Die vorher matten Farben leuchten nach dem Ölen schön kräftig. Das Öl unterstützt die seidige Oberfläche des Brettchens.


An die Wand gelehnt lasse ich das Öl einziehen.


Im Sonnenlicht auf der Terrasse mache ich noch ein paar Bilder, wo man die unterschiedlichen Farben des Brettes schön sehen kann. Dadurch, dass das Stirnholz nach oben zeigt, wird man später Schnitte auf dem Brett kaum sehen.


Ich glaub, das kann sich sehen lassen. Dafür, dass das quasi ein Prototyp ist, ist es doch sehr hübsch geworden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert