Okras Werkstatt

Eine Bandsaw Box für Mathilda

In drei Wochen sind wir wieder in Schottland – natürlich wieder, wie auch all die Jahre zuvor, bei Mathilda und André van Loon bei Drumnadrochit. Und weil wir so gern dort sind und die beiden die wundervollsten Gastgeber sind, die man sich nur vorstellen kann, habe ich beschlossen, dieses Jahr für Mathilda ein kleines Geschenk zu basteln. Was ich am besten kann (weil am häufigsten geübt) sind Bandsaw Boxen. Diese eine sollte aber etwas ganz besonderes werden. Die bisherigen hab ich immer aus günstigen Baubalken 10x10cm gebastelt. Noch nie habe ich mich an Edelholz herangetraut. Das sollte dieses Mal anders werden.

Aber fangen wir von vorn an. Das Design der Box. Auch hier habe ich selbstverständlich nicht einfach irgendeines aus dem Internet heruntergeladen, sondern ich habe in dieses Design wirklich viel Arbeit reingesteckt und es mit Affinity Designer selbst entworfen. Wer die Box nachbasteln möchte, darf sich daran gern bedienen, das PDF stelle ich hiermit gern zur Verfügung.

Bandsaw Box Mathilda copyright

Ob dieses Design dann auch in Wirklichkeit so funktionieren würde und eine gut aussehende Box herauskommen würde, weiß man ja nie. Manches sieht auf dem Papier besser aus als in echt. Kurzerhand habe ich also das Design verkleinert, auf ein Stück Fichte Bauholz geklebt und die Box an einem Nachmittag gebaut. Sie ist so schön geworden, dass ich sie spontan unserer Nachbarin geschenkt habe. Markus wollte nicht nachstehen und baute genau die gleiche Box. Sie ist so schön geworden, dass ich beschlossen habe, sie selbst zu behalten 😉 Nach zwei Prototypen, die wirklich hübsch geworden sind, wussten wir dann auch, worauf wir beim Bauen besonders achten mussten und aber auch, dass das Design wirklich eine hübsche Box ergibt.

Kommen wir zur Holzauswahl. Da ich einen großen viereckigen Klotz nicht zur Verfügung hatte, stand fest, dass ich ein Brett zerschneiden und zu einem Block verleimen muss. Ich wollte gern eine zweifarbige Box machen. Zur Verfügung standen dunkles Nussbaumholz, ein etwas helleres Brett Douglasie, Purple Heart in einem frischen Lilaton, heller Ahorn und rotes Zedernholz. Mein Favorit war lange Zeit außen Nussbaum und innen Ahorn. Was für mich dagegen sprach war, dass die Box dann recht klein geworden wäre, nur max. 12cm hoch, nach dem Schleifen also nicht mehr als 11,5cm. Die Rotzeder mit Douglasie fand ich sehr spannend, auch Purple Heart, aber irgendwie war ich nie zufrieden mit meiner Auswahl. Und dann kam Markus. Und sprach: ich würde nur Rotzeder machen! Ich begann, mich mit dem Gedanken anzufreunden und ja, er gefiel mir richtig gut.

Am Freitag hatte ich spontan einen Tag von der Arbeit freigenommen und die Zeit genutzt, den Block zu leimen. Das Stück Rotzeder, das ich mir aus 3 Brettern ausgesucht hatte, nahm ich mit in die Werkstatt, das Design hatte ich so groß ausgedruckt, dass ich sowohl die volle Länge als auch die volle Breite des Brettes gut ausgenutzt habe.

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Dann ging es an das Zersägen des Brettes. Ich hab mich noch nie so schwer getan, ein Brett Holz zu zersägen, weil ich es so schön fand. Aber wer eine schöne Box will, muss auch sägen. An einem Ende hat ein kleines Eckchen gefehlt und auch die andere Seite war nicht im rechten Winkel. Da das Brett ziemlich knapp bemessen war, musste ich wirklich genau aufpassen, gleich große Stücke zu sägen. Ich legte das ausgedruckte und ausgeschnittene Design auf, gab 3mm dazu, dann ging es wirklich haargenau auf und die krumme Ecke kam dann an auf die obere Seite, denn das Design hat ja unten seine größte Breite.

Gesägt habe ich auch das schon mit der Bandsäge, ein schönes breites Blatt war eingespannt.

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Als dann die schiefen 4 Brettchen vor mir lagen, ging es ans Zusammensetzen. Ich wollte natürlich die beiden schönsten Seiten außen haben, habe bestimmt eine Stunde lang die Brettchen gedreht und gewendet.

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Als ich mir endlich im Klaren war, wie das Zusammenleimen geht, ging es dann recht zügig. Beim Leimen ist es immer wichtig, die staub- und fettfreien Teile komplett mit einer Leimschicht zu versehen, diese aber schön dünn aufzustreichen. Um kein Risiko einzugehen, habe ich hier wasserfesten Leim verwendet, so kann das Kästchen auch mal feucht abgewischt werden.

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Nachdem alle Teile so eingestrichen wurden, habe ich sie zusammengelegt. Nun ist es wichtig, hohen und absolut gleichmäßigen Druck auf die komplette Oberfläche auszuüben. Schraubzwingen sind ein wichtiges Werkzeug. Wir haben diese langen von Bessey, die dafür gut geeignet sind. Da sie aber zu klein für die Brettchen waren, habe ich oben auch noch mit normalen Klemmen fixiert und so fest angezogen, wie es nur ging. Der überschüssige Leim wird dabei an den Seiten herausgepresst.

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Dem Leim habe ich dann genügend Wartezeit gegeben, um wirklich fest zu werden, mittags geleimt und abends die Klemmen gelöst, so war der Klotz bombenfest verklebt. Und die Zeichnung passte haargenau auf das Holz, mit Sprühkleber habe ich sie fixiert.

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Das Aussägen habe ich dann auf den Samstag verschoben. Für eine Bandsägebox, die viele geschwungene Linien enthält, eignen sich natürlich schmale Sägebänder am besten. Markus hat mir eins eingespannt, das ich schon mal verwendet habe. Nicht ganz schmal, aber so klein gezahnt, dass man sehr genau, wenn auch sehr langsam, damit sägen kann. Nach einem geschwungenen Probeschnitt an einem günstigen Balken nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und legte los. Wer schon Beiträge zum Herstellen einer Bandsäge Box gelesen hat, weiß natürlich, dass die Außenform als erstes gesägt wird. Ich begann mit der unteren Seite.

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Die Rotzeder hat ein ganz weiches Holz, so dass das Sägen ganz gut von der Hand ging. Was ein bisschen gestört hat, war der superfeine Staub, der sich immer auf der Linie gesammelt hat und sich auch nicht wegpusten ließ, weil er so fein war, dass er direkt zusammenklebte. Nachdem ich aber so lange an dem Design gearbeitet hatte, hatte ich es quasi im Kopf und es sägte sich so fast allein.

Dann ging es am Fuß nach oben und einmal drumherum.

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Relativ schnell stand nun die ausgeschnittene Form vor uns. Markus hat nicht nur Fotos vom Sägen gemacht sondern mir auch mit viel Rat beigestanden. Ich bestand aber darauf, die Hauptarbeit selbst zu erledigen 🙂

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Bevor man nun an das Aussägen des inneren Kästchens geht, sollte man nicht vergessen, hinten eine Rückwand vom Kästchen abzuschneiden. Ca. 0,7cm dick haben wir unsere geschnitten und natürlich den Anschlag verwendet, damit es schön gerade wird.

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Um das Innenkästchen ausschneiden zu können, muss man das Kästchen an mindestens einer Stelle einschneiden. Ich hatte mich für eine gerade Unterseite entschieden, da empfiehlt es sich, einfach die komplette Unterseite abzuschneiden. So ist das Leimen hinterher nicht nur einfacher sondern das Kästchen wird auch schöner, denn wenn man  nur einen Schlitz zusammenleimt, es auf der anderen Seite aber noch zusammenhängt, wird es nur an einer Seite etwas zusammengestaucht und damit schief. Außerdem ist es schwierig, solche Ecken dann mit der Bandsäge zu umkurven. Langer Rede kurzer Sinn: Einmal unten abschneiden, bitte. Ich hab die Linie einfach verlängert, so konnte ich auch hier wieder den Anschlag ganz passend einstellen.

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Jetzt war es auch ein leichtes, das Innere herauszuschneiden.

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Die äußere Form zusammengesetzt sieht nun so aus.

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Der innere Block muss nun natürlich noch ausgehöhlt werden, damit man eine Schachtel erhält. Aber, ganz wichtig: Nicht vergessen, vorher vorn und hinten jeweils eine Scheibe abzuschneiden, damit das Innenkästchen auch rundherum zu ist.

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Ich schneide auch wirklich immer hinten und vorn ab, auch wenn dabei das Design dabei mit abgeschnitten wird. Man kann natürlich auch einfach zwei Scheiben von hinten abschneiden, ich finde es aber schöner, wenn sich nach dem Leimen wieder die Maserung zusammensetzt. Die nun fehlenden Linien für das Aushöhlen habe ich mit einem Bleistift wieder aufgemalt. Was der Prototyp uns gezeigt hat: Darauf achten, dass die Öffnung oben auf beiden Seiten den gleichen Abstand zum Rand hat. Man sieht es sonst hinterher.

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Da ich oben eine gerade Kante haben wollte, habe ich, wie man hier sehr schön sieht, erst ein Eckchen rausgeschnitten und bin dann in die Kurve gegangen. Ein guter Tipp von Markus.

Unten eine Gerade hinbekommen, ist ebenfalls nicht ganz leicht. Ich bin erst mal mit dem Sägeblatt die Kurve bis nach unten gegangen, dann Säge ausschalten und mit dem Band wieder rausgehen. Dann kann man einfach in der Mitte anfangen und sich in einem Bogen auf die untere Linie zuarbeiten und zur Seite hin dann die Gerade schneiden bis sich die Schnittkanten treffen. Genau das gleiche dann an der anderen Seite. Vielleicht verdeutlicht das nächste Bild etwas besser, wie die Schnittführung hier war.

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Zwischen diesem und dem nächsten Bild lagen ungefähr 2 Stunden. Stunden, in denen ich ununterbrochen beschäftigt war, die Rillen vom Sägen aus dem Innenteil von Hand wegzuschleifen. Gerade die untere Seite im Innenteil des Kästchens, die sich mit keinem unserer vielen Schleifgeräte vorbereiten ließ, musste einfach von Hand geglättet werden. Da ich hier zweimal mit der Säge ansetzen musste, hatte sich dort ausgerechnet eine tiefe Rille gebildet. Und so weich das Holz auch ist, der feine Staub setzte sich immer sofort in das Schleifpapier rein und musste alle paar Sekunden ausgeklopft werden. Da meine Hand auch gerade so in das Kästchen reinpasste, hab ich sie mir an den Kanten auch ständig aufgeschlagen. Aber die Mühen haben sich so sehr gelohnt. Mit Körnung 100, 150, 240 und 600, anschließend auch noch Stahlwolle, hab ich das Kästchen so glatt bekommen, dass keine Rillen, keine Riefen mehr zu sehen und zu fühlen waren. Als innen alles glatt war, konnten die Vorder- und die Hinterseite aufgeleimt werden, auch diese wurden natürlich vorher geglättet.

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Die normalen Schraubzwingen haben hier beinahe für ein Zerbrechen des Kästchens gesorgt und so haben wir wieder die Bessey-Klemmen genommen und – da diese nicht ganz ausgereicht haben – zusätzlich noch die Klemmen mit normalen Schraubzwingen verstärkt. Eine witzige Konstruktion – aber wirkungsvoll. Die Leimung ist sehr gut geworden.

Über der ganzen Schleiferei war der Tag irgendwie vergangen und wir erklärten unser Tageswerk für beendet.

Am heutigen Sonntag hatte ich mir erst mal die Innenseiten der äußeren Hülle vorgenommen, damit diese endlich auch geleimt werden konnte. Hier habe ich grob mit dem Spindelschleifer vorgearbeitet, die meisten tiefen Rillen beseitigt und bin dann wieder auf Handarbeit umgestiegen. Das Ergebnis ist einfach umwerfend. Absolut glatt und frei von Kratzern ist das Holz geworden. So konnten wir es also auch auf die untere Seite festkleben. Auch oben hatte ich schon mal etwas vorgearbeitet, hier ist es aber noch nicht komplett glatt.

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Wir leimten also die beiden Teile zusammen und fixierten es wieder mit den Klemmen. Auch die Rückwand wurde dann gleich mal geklebt. Und natürlich die Probe, ob das Innenteil noch reinpasst. Mein Prototyp hatte sich nämlich beim Leimen so stark zusammengedrückt, dass ich das Innenteil noch mal sehr stark abschleifen musste, um es wieder hinein zu bekommen.

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Auch nun hieß es wieder: sanding, sanding, sanding…. Hier hat Markus mir ein bisschen geholfen und die Außenkanten mit dem Tellerschleifer bzw. dem Spindelschleifer vorgearbeitet.

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Nachdem ich alle Außenseiten glatt wie einen Babypopo hatte, war ich völlig erledigt, hatte eine Menge Staub geschluckt und war sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
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Und jetzt kommt das Beste: Das Einölen. Durch den vielen Staub war das Kästchen trocken und ganz hell geworden, eine sanft eingearbeitete Schicht Bienenwachs brachte die volle Schönheit des Holzes zur Geltung.

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Die Rotzeder strahlt in einem wunderbaren warmen Rotton. Den Vergleich von trocken zu geölt wollte ich Euch nicht vorenthalten.

Aber halt – eines fehlt noch zur Vollendung. Wir brauchen natürlich noch einen Knauf zum Herausziehen des Innenteils. Ich hatte mir anfangs in den Kopf gesetzt, ein „M“ für Mathilda aus Holz auszuschneiden und als Knauf zu verwenden. Nachdem ich ca. 10.000 „M“s in unterschiedlichsten Schriftarten gesehen hatte, schwirrte mir der Kopf, ich hatte immer noch keinen Favoriten gefunden und die Suche dann aufgegeben. Also einfach einen Knauf zeichnen, das kann ich ja.

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Vom Innenteil, das ja übrig war, hatte ich mir eine Scheibe abgeschnitten und die kleine Zeichnung auf die zuvor natürlich geschliffene Oberfläche gelegt und geklebt.

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Mit der Dekupiersäge können solche feinen Sachen am besten geschnitten werden. Flugs ein Blatt der Stärke 0 eingespannt und losgelegt. Aber wenn man ein symmetrisches Design schneidet, muss es am Ende auch symmetrisch werden. Das wurde es trotz aller Vorsicht leider nicht.

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Und wie ich da so auf den Rest Holz schaue, springt mir die natürliche Maserung des Stückes ins Auge. Sieht fast aus wie ein schottischer Bergzug. Mit ein wenig Fantasie könnte man sogar die grobe Form eines „M“s erahnen. An der Maserung entlanggesägt, den alten Knauf abgerissen, den fast trockenen Leim runterschleifen (natürlich auch wieder in allen Körnungen, es soll ja schön glatt werden) und den Zufallsknauf aufkleben. Mittig natürlich. Und so sieht es dann aus. Ich bin begeistert.

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Und jetzt kann ich natürlich auch das Innenkästchen noch mit dem Bienenwachs behandeln und das Kästchen zusammensetzen.

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Und der Vergleich zum Prototyp: Schön ist es geworden 🙂

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Und weil gerade die Abendsonne so schön schien, sind wir noch rasch in den Garten und haben eine kleine Fotosession im Sonnenlicht eingelegt. Natürlich auf den tollen neuen Tischen, die Markus gebaut hat.

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Fast sieht es wie ein einäugiger Vogelkopf aus, wie witzig. Die Farbe des Holzes ist wunderschön, wie ich finde. Ich bin froh, dass ich nur die Rotzeder verwendet habe. Die intensive Maserung gefällt mir ausnehmend gut. Ich weiß nicht, ob ich noch mal so viel Arbeit in ein Kästchen stecken werde – dieses hier ist nahezu perfekt geworden und ich bin froh, dass ich so gründlich gearbeitet habe.

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